Frank Zappa "Sheik Yerbouti"
By Werner Pannes
SHEIK YERBOUTI
Frank Zappa
CBS 88 339
Mit einem Wortspiel (Sheik Yerbouti – shake your booty) gibt Frank Zappa seinen vielversprechenden Einstand bei CBS. Und der ist überhaupt nicht zu vergleichen mit dem DiscReet-Nachzügler-Album „Sleep Dirt“ von WEA (siehe ME 3/79). Hier rollt wieder ein gewohnter Zappa-Zirkus ab: grell, schillernd, ohrenbetäubend, staubaufwirbelnd – Nummer für Nummer atemberaubend.
Die Basisbänder sind Live-Mitschnitte aus dem Hammersmith Odeon in London, aus Göteborg, dem Palladium in New York City, der Berliner Deutschlandhalle und aus Nürnberg; „Yo’ Mama“, von Zappa offen zugegeben, eine Mischung vom Londoner Band und von einem Gitarrensolo aus Nürnberg. Nicht immer waren die technischen Qualitäten ausreichend, daher wurde das meiste im Studio noch aufpoliert.
Als Zutaten kamen beispielsweise verschnellte Gesangspartien dazu. Als Beschreibung der Studiosituation sind zwei Stücke, jeweils nur eine halbe Minute lang, eingestreut – mit schnellen Vorläufen der Bandmaschinen, Monitorkontrolle und unverständlichen Gesprächsfetzen. Und sofort im Anschluß an „What Ever Happened ...“ knallt unvermittelt mit „Rat Tomago“ harter Rock aus den Boxen – diesmal aus der Deutschlandhalle – mit einer Intensität, die in die Knochen fährt.
Höllisch aufpassen muß man bei den Texten (obwohl sie mitgeliefert werden). Nicht nur, weil darin Worte fallen, die in keinem Vokabelheft stehen. Die sprachlichen Bilder im an Mehrdeutigkeiten durchsetzten Amerikanisch sind für uns oft schwer zu deuten. Und dazu noch die Zappa-typischen Sarkasmen. Reiner Zynismus spricht aus den Zeilen „I am the American Dream“, in den er sich selber mit „ ...an' I'm a handsome snofabitch, I'm gonna be real rich“ einbezieht. Auf Seite drei zieht er über irgendeine Stadt her, in der alles nur aus Blech ist, womit er anknüpft an die „Plastic People“ von l966.
Aber dabei fällt auf, daß neue, aktuellem Themen ihn nicht jucken. Varianten über sein altes Thema Sex sind natürlich Nachrichten für größere sexuelle Freiheiten – oder was er dafür hält: „I want a funky little jewish princess ... with titanic tits – with four on the floor.“ Mehr will er erklärtermaßen selber nicht. Keine Umweltverschmutzung und solch unbequemes Zeugs. Immerhin ist sein neustes Doppelalbum eine Attacke im Kampf gegen die musikalische Umweltverschmutzung.
★★★★
Read by OCR software. If you spot errors, let me know afka (at) afka.net