Ein Musikkasper will Präsident werden
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Frank Zappa: Früher wild, heute mild.
Werbung ist das Wichtigste, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Das dachte sich auch Altrocker Frank Zappa und erklärte, er wolle Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Der inzwischen 50 Jahre alte Querkopf, er wohnt in Los Angeles, war immer für Späße zu haben, und die waren schon in seiner Kindheit für die Umwelt nervenaufreibend. So stülpte sich Klein Frank eine Gasmaske über und legte sie auch eine ganze Weile nicht ab, weil es ihm nicht passte, dass sein Vater in einer Waffenfabrik arbeitete. Die Mutter ärgerte er mit irre laut abgespielten Platten. Und Sinn für ausgefallene Musik bewies Zappa, als er als 22jähriger ein Konzert für Fahrradspeichen, Pedale und Gummireifen schrieb. Immerhin durfte er sein Werk im Fernsehen vorspielen. Die bisher erfolgreichste Band des Gitarristen hieß "Mothers Of Invention", die er 1964 gründete. Während die Beatles zu dieser Zeit mit seichten Songs Amerika eroberten, schockte Zappa mit elektronisch erzeugten Kreischtönen und wirren Geräuschmischungen. Für allzu brave Bürger war Frank Zappa ein rotes Tuch: schräge Musik, lange Haare, immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Aber plötzlich war da eine ganze Generation von Musikern, die von Frechheit und Provokation noch viel mehr verstanden als der in die Jahre gekommene Zappa: die Punker. Zum Glück hat Frank Zappa eine ganze Menge hartnäckiger Fans, die ihm seit Jahren und Jahrzehnten die Treue halten. An ihnen hat der äußerst geschäftstüchtige Zappa schon Millionen verdient. Er schmeißt nämlich alles auf den Markt, was er irgendwann mal produziert hat. So werden schnell mal pro Jahr einige LPs veröffentlicht, auf denen nur altes Material zu hören ist.
Das wilde Aussehen der frühen Jahre hat Frank Zappa abgelegt, angesagt sind jetzt kurze Haare, feine Hemden und sogar Krawatten. Und jetzt noch der Schock, dass er bereit sei, im nächsten Jahr für das Amt des Präsidenten zu kandidieren - Zappa macht es seinen Fans nicht leicht. Die Sache ist nicht hundertprozentig sicher, aber eines ist dem Musikrebellen aus alten Tagen immerhin gelungen: Aufmerksamkeit. Langweilig ist er wirklich noch nie gewesen.
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