Pappa Zappa

Steven Rosen

Fachblatt Music Magazin, June 1982


Er hat schon dutzende von Alben in den Vereinigten Staaten veröffentlicht, und dennoch behauptet Zappa von sich, in den USA so gut wie unbekannt zu sein. Seine Musik war niemals Modeerscheinung, sondern lehnt sich in den Einflüssen an Substanzen der Klassik, des Jazz und des Rock 'n' Roll an.

Wenn er spricht, dann ist er genau so ehrlich wie er es in seiner Musik ist. In unserem Gespräch, welches vor kurzem in seinem Haus stattfand, sprach er von seinen Gefühlen über die momentane Situation in der Musik-Industrie, genau wie über diverse Höhepunkte seiner langen und wechselhaften Karriere.


Wie lange hast Du nun ein Studio in deinem Haus?

Etwas über anderthalb Jahre. Aber normaler Weise spreche ich nicht über das, was ich hier habe. Denn das Studio in meinem Haus ist ein privates Studio; es ist nicht zu mieten, und es hat eine Menge Sachen 'drin, die einfach Top Secret sind. Ich mache alle Aufnahmen hier, inklusive dem Mischen. Außerdem habe ich noch einen Trick mit einer transportablen 24-Spur-Maschine. Eigentlich mußte ich mir das alles zulegen, weil ich Geld sparen mußte.

Vorher war es so, wenn ich eine Tour beendete und ein Album machen wollte, dann waren alle guten Studios von all den berühmten Bands gebucht. Fleetwood Mac zum Beispiel waren mehr als 11 (elf!) Monate in einem Studio, und man kam einfach nicht herein. Und im Record Plant war dann irgend jemand anderes, so daß es einfach unmöglich war ein Top-Class-Studio zu mieten, ohne lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Also sagte ich mir: "Fuck it, ich bau' mir selber eins."

Hast Du Interesse an irgendwelchen außenstehenden Produktionen?

Nein, das will ich auch nicht mehr, das habe ich schon alles gemacht.

Kannst Du uns etwas über Deine Produktion des GTO's Album erzählen?

Ich sag' Dir was. Warum heben wir diesen Aspekt nicht für später auf, denn der erste Teil des Vertrages zwischen Warner Bros und Herb Cohen und mir ist daraufhin ausgelegt, daß ich alle Masterbänder bekomme, und daß ich alle Veröffentlichungen der 'Wild Man Fisher' und der 'GTO's' Alben veranlasse. Und darüber rede ich dann, wenn die Alben herauskommen. Aber ich kann sagen, daß das GTO's Album seiner Zeit ganz schön voraus ist, und daß ein paar interessante Leute wie Jeff Beck und Rod Stewart beteiligt waren. Ich kannte die Arbeit von Jeff. Er war gerade zufällig in Los Angeles, als Rod Stewart noch Lead-Sänger in seiner Band war. Sie kamen rüber in mein Haus, und ich fragte sie ob sie etwas zu dem GTO's Album beisteuern könnten.

Was brachte Dich dazu, die Gitarren-Alben zu veröffentlichen? (Shut Up 'N Play Your Guitar; Shut Up 'N Play Yer Guitar Some More; Return Of The Son Of Shut Up 'N Play Your Guitar).

Danach hat schon seit langem eine Nachfrage bestanden. Die Leute sagten, daß ich nicht genug Gitarre spiele, weder in den Shows noch auf den Alben. Für diese Leute, die nicht genug davon bekamen, grub ich eine ganze Menge Gitarrensoli aus. Und sie verkaufen sich sogar recht gut, sogar besser, als die beiden Alben, die ich vorher herausbrachte. Ich persönlich mag es sehr, und ich finde auch sehr gut, daß die Leute diese Art von Musik auch mögen. Ich mache genau so gerne Instrumental-Musik wie auch die anderen Sachen. Ich habe ein paar neue Sachen ausgearbeitet, die möglicher Weise ein weiteres Paket dieses Musiktyps beinhalten. Diese drei Alben sind noch nicht einmal chronologisch. Sie sind so ausgesucht, daß ausreichend Abwechslung auf jeder Seite enthalten ist, was z. B. verschiedene Stilrichtungen, Tempi und Tonarten angeht. Auf jeder 18-Minuten-Seite ist eine gewisse Kontinuität. Ich hatte eine Menge Material zur Auswahl und habe es so zusammengestellt, daß es das interessanteste in der besten Aufnahmequalität ist.

Auf dem Album ist angegeben, welche verschiedenen Gitarren Du spielst. Aber welche Verstärker hast Du denn benutzt?

Das kommt ganz auf das Jahr an, in dem die Aufnahmen entstanden. Im Grunde handelt es sich aber entweder um einen Marshall oder um einen Boogie. Die einzigen hinzugenommenen Effekte sind auf dem Stück "Ship Ahoy" ein 'Voltage Control Filter' und auf "Pink Napkins" benutze ich ein Mutron Bi-Phase und einen Harmonizer. Einige der anderen Tracks sind dann zusätzlich noch durch ein paar Dyna-Flangers geschickt worden.

Kannst Du einen Reifeprozeß in Deinem Spiel feststellen?

Ich glaubte es, aber vor kurzem hörte ich ein paar Tapes aus Helsinki, aufgenommen in den Jahren 1973 und 1974. Ich muß sagen, daß ich total erstaunt war über das, was ich da gespielt hatte. Es kam mir auch so vor, als wenn ich damals doppelt so schnell wie heute gespielt hätte. Aber dafür habe ich nicht so viel Feedback und solche Dinge eingesetzt. Ich tendiere immer dazu, das zu spielen was die Band von mir möchte. Wenn Du eine Rhythm-Section hast, die dich in bestimmten Dingen unterstützt, dann kannst du mit in diese Richtung gehen, aber du kannst es nicht steuern. Wenn du mit Vinnie Colaiuta (Tinsel Town Rebellion) spielst, dann gibt es keine Probleme, selbst dann nicht, wenn man die wildesten Poly-Rhythmen spielt,denn er kommt nie aus dem Takt.

Wenn man dann aber mit Chester Tompson spielt, sollte man nicht zu viel davon machen. Nicht daß Chester den Poly-Rhythmen nicht folgen kann, aber er hat nicht diese bestimmte Art von "Radar", die Vinnie innehat. Und er gibt Dir eine ganz andere Art der Begleitung. Und dadurch bringt er dich dazu anders zu spielen. Und wenn du mit einer solchen Rhythm-Section von Format spielst, dann mußt du schon einen gewissen Respekt vor den Jungs haben, mit denen du zusammen spielst. Und du mußt natürlich mü ihnen arbeiten, damit sie auch gut klingen. Es muß eine fruchtbare, kooperative Arbeit sein. Man will ja auch nicht immei die alten Sachen spielen, denn dann ist da doch kein 'Groove' mehr drin.

Wie war es denn mit jemandem wie Terry Bozzio (Zoot Allures) zu arbeiten?

Bozzio ist wirklich ein sehr guter Drummer, aber das Hauptproblem, das ich im Zusammenspiel mit ihm hatte, waren die unheimlich vielen Fills, die er pro Kubikzentimeter macht. Wir mußten konstant unsere Freiräume verlassen, damit er da machen konnte, was aber im Endeffekt gar nicht nötig für uns war. Im Grunde kam es immer gut hin und die Kids wurden richtig angemacht und stimuliert vor den massiven Tom Toms und den Becken. Für mich war es nicht so leicht, mit Terry Bozzio zusammen zu spielen, als wie mit Vinnie oder Chester. Oder mit Chad Wackerman, der momentan in der Band der Drummer ist.

An welchen Projekten arbeitest Du nun?

Es sind gerade so ca. 10 LP-Seiten neues Material zusammengekommen, die noch nicht gemischt sind, und bei denen wir gerade an den Overdubs arbeiten. Und ich weiß wirklich noch nicht genau, was ich damit machen soll, denn es ist so viel Material. Es handelt sich um Vocal- und Instrumental-Stücke. Es ist einfach alles da, von sehr komplizierten Orchestersachen bis zu einem mongoloiden Rock & Roll Song mit dem Titel: "No Not Now". Da singt Roy Estrada drei Parts Falsett Harmonien mit sich selbst. Und auf einmal hört's mitten drin auf.

Die Basis-Band, die all das neue Material gespielt hat, setzt sich so zusammen: Chad Wackerman an drums, Scott Thunes bass; Tommy Mars Keyb; Stev Vai – Stratocaster, Ray White – g. und voc; Bobby Martin – ten. sax, keyb, voc und Ed Mann perc.

Ich denke, eine acht Mann Band ist das Maximum, mit dem ich es mir leisten kann, zu arbeiten. Und das ist schon recht viel. Wenn man anfängt mit einer 8 Mann Band herumzureisen, dann kostet das auch eine Menge Geld. Transport, Hotels, Essen und Löhne. Es ist sehr teuer. Und die Plattenverkäufe und Konzerteinnahmen, die wir haben, lassen eine weitere Expandierung gar nicht zu.

Kannst Du schon absehen, wann ein Album von diesem Material kommen wird?

Wir beginnen nun zu mischen, und es könnte so Mitte Mai werden. Momentan machen wir Overdubs, und wir müssen auch noch proben für die nächste Tour.

Hörst Du Dir eigentlich alle Musik an, die so täglich um einen herum ist?

Nein, weil ich normaler Weise nachmittags um drei aufwache, und am anderen Morgen so gegen sechs wieder ins Bett gehe, um dann wieder um drei aufzuwachen, und das Gleiche wieder mache. Im Grunde mache ich nur eins: Ich geh' ins Schlafzimmer zum Schlafen, und ich gehe ins Studio um zu arbeiten. Wenn ich die Tür aufmache, dann kann ich die Blumen riechen, die draußen wachsen und den Leuten um sechs Uhr morgens 'Gute Nacht' sagen. Und das ist es auch schon. Ich liebe es, und ich vermisse nichts in meinem Leben. Auch wenn ich nicht Radio höre.

Brauchst Du in Deinem Studio außer dem Sounding Board sonst noch jemanden?

Normaler Weise diskutiere ich mit den Ingenieuren vorher, ob ich z. B. einen bestimmten elektronischen Effekt auf's Band machen soll. Denn es ist immer ein großer Unterschied zwischen dem, was auf dem Band ist, und dem, was hinterher auf der Platte ist. Und manche Sachen, die auf dem Band phantastisch klingen, wirken hinterher auf der Platte gar nicht. Da muß vorher alles wohlüberlegt werden. Da gibt es manche Dinge, die man überhaupt nicht auf eine Platte bekommt, denn dann würde die Nadel aus dem Groove kommen. Wir fahren immer bis hart an die Grenze, denn ich will so viele interessante Sounds wie nur irgend möglich auf die Platte bekommen. Manchmal tauschen dadurch mechanische Probleme auf, die Grundlage für diese Diskussionen darstellen. Aber wenn es darum geht, welche Töne gespielt werden sollen, dann bin ich ganz alleine der Boß. Auch wenn es darum geht, wie irgend was phrasiert werden soll und solche Sachen.

Und was ist, wenn jemand sagt, er wüßte einen besseren Weg?

Ich sage dann, daß sie aufhören sollen und genau das machen sollen, was ich ihnen sage. So habe ich es bisher immer gemacht, aber wohlbemerkt auf eine freundliche und nette Art. In der Band gibt es nur einen Typ, der ab und zu Ideen anbietet und hin und wieder auch sehr gute Ideen beisteuert. Das ist Tommy Mars. Aber normaler Weise ist das alles vertane Zeit, weil ich meistens immer ganz genau weiß, was ich will. Und wenn sie es dann so machen, dann können wir weiterarbeiten. Wenn man Overdubs macht, so ist das ein langsamer Prozeß, und wenn man dann auf hundert verschiedene Meinungn hört und tausend Knöpfe dreht, dann wird man so lange im Studio hängen, bis man einen langen weißen Bart hat. Es gibt für mich einfach keinen anderen Weg, das zu machen.

Schreibst Du alle Parts für jedes Instrument nieder?

Einige Sachen müssen niedergeschrieben werden, weil sie sehr kompliziert sind. Bei anderen Sachen sage ich dann, es geht so und so und summe es ihnen vor, sie probieren es dann, und wir spielen es. Aber es ist auf jeden Fall eine große Hilfe, wenn man als Musiker in meiner Band Musik lesen kann. Aber genau so wichtig ist es, daß man ein gutes Ohr für die simpleren Sachen hat, so daß ich mir dabei den Prozeß des Schreibens ersparen kann. Das verlangsamt die Sache nämlich auch. Der einzige Grund, warum ich Musik hier und da aufschreibe ist, daß es zum Teil so kompliziert ist. Und das kann ich den Musikern dann nicht vorsummen. Aufgeschriebene Musik sagt aber auf der anderen Seite auch nichts über die Qualität der gleichen aus. Es gibt eine Menge Musik, die auf Papier geschrieben ist, und trotzdem einfach 'Dogshit' ist.

Wenn Du Aufnahmen machst, versuchst Du dann so viele Musiker wie möglich direkt aufzunehmen oder ... ?

Mit so wenig wie möglich. Denn wenn man nur mit wenigen aufnimmt, dann hat man doch bessere Möglichkeiten genau aufzupassen und den Sound jedes individuellen Instruments zu beachten. Man kann die Phrasierung optimieren und dem Musiker den besten Sound machen, den er für den entsprechenden Part braucht. Wenn Du aber mit vielen Leuten gleichzeitig aufnimmst, dann hat man so etwas ähnliches wie eine Party Atmosphäre. Dann ist es sehr schwer, die individuellen Sounds zu optimieren. Ich brauche aber den Bass-Sound und den Gitarrensound, den ich haben will. Das bekommt man aber kaum hin, wenn da eine ganze Mannschaft herumsitzt. Eine der Sachen, die wir vor kurzem gemacht haben, war das overdubben von einem kompletten Schlagzeug. Bei diesen Tapes hatten wir die Drums vorher mit der Linn Rhythm-Box gemacht. Die meisten Leute haben was gegen Drums Overdubbs, weil sie meinen, daß es nicht gut klingt. Aber laß mich diesen Leuten sagen, daß sie da ganz falsch liegen. Wir haben einen Tom Tom Sound hinbekommen, der einfach göttlich ist. Es hat zwar einige Mühe gekostet, aber wir haben jetzt einen Tom Tom Sound der surrealistisch tief ist. Er raubt dir einfach den Atem. Ich weiß noch nicht, ob gerade dieser bestimmte Track auf das neue Album kommen wird, weil alle Tracks in ganz verschiedene Stil-Kategorien fallen. Ich habe noch nicht entschieden, was auf die nächste Platte kommt; es wird nur eine einfache LP werden und keine Doppel-LP. Auf einer Seite werden jedoch die Songs "Drowning Witch", "Envelopes" und "Teenage Prostitute" enthalten sein. Was auf der anderen Seite passieren wird, weiß ich aber noch nicht. Der Titel des Albums wird voraussichtlich "Drowning Witch" sein. Vor einiger Zeit gab es diesen Typen namens Roger Price, der diese 'Droodles' Cartoons machte. Eines seiner Bilder in seinem Buch nannte er "Drowning Witch". Momentan versuchen wir gerade herauszufinden, wo sich der Typ aufhält. Wir brauchen seine Zustimmung, ob wir das Bild überhaupt verwenden dürfen. Das scheint gar nicht so einfach zu sein, denn das Buch kam bereits in den fünfziger Jahren heraus, und wir wollen das Original-Bild benutzen.

Also gehst Du mit einem Drummer und einem Bassisten ins Studio und machst dann die Basic Tracks?

Ich halte es zum Teil nun noch minimaler. Ich programmiere die Drum Box und nehme ungefähr 20 Stunden ziemlich kompliziertes Drums auf. Danach hole ich dann den Bassisten herein und sage ihm, was er darauf spielen soll. Dazu füge ich einige Akkordänderungen ein, schreibe eine Melodie dazu, schreibe ein paar Worte dazu und füge erst dann das richtige Schlagzeug hinzu. Und dann machen wir den Baß eventuell noch mal neu und nehmen einen Synthesizer dazu, der ja auch alle Bläser und Keyboard-Sätze zustande bringen kann.

Wie denkst Du über Tinsel Town Rebellion?

Ich mag das Album sehr, aber mit den Verkaufszahlen bin ich nicht ganz zufrieden. Auch mit den Verkaufszahlen von "You Are What You Is" bin ich nich ganz zufrieden. Ich finde, das Radio hat heute viel damit zu tun. Genau wie vor zwanzig Jahren hat man eine Spielliste, und man spielt sehr viel konservatives Zeug. Aber das ist auch so ein Punkt im Business. Das, was ich anbiete, erreicht das 'große' Publikum gar nicht, weil man es ihnen gewissermaßen vorenthält. Das heißt natürlich nicht, daß das, was ich mache, nicht relevant oder nicht gut ist; es ist nur so, daß die fünf Typen, die das gesamte Radioprogramm zusammenstellen, es dich erst gar nicht hören lassen.

Das ist aber doch auch keine neue Situation für Dich?

Es ist heute aber schlimmer als jemals zuvor.

Das Titelstück von Tinsel Town Rebellion ist etwas zynisch.

Es ist ja auch nicht falsch, zynisch zu sein. Ich finde, das ist der beste Weg. Wenn du nicht zynisch bist, was bist du dann? Niemand mit einem funktionierenden Gehirn kann sagen, daß er das gesamte 20. Jahrhundert so akzeptiert, wie es ist, ohne einige Fragen zu stellen. Ich finde, je mehr Fragen man stellt, desto mehr kann man über die Antworten lachen, die man bekommt. Und dieser Song "Tinsel Town Rebellion" ist möglicher Weise eine der realistischsten Beschreibungen über das, was in Los Angeles oder Süd Kalifornien so los ist. Das ist alles.

Bist Du auch dadurch gegangen, als Du anfingst?

Nein, damals war das Business noch nicht so. Der Markt war nicht so gesättigt. Es gab auch genug Raum, in dem man sich bewegen konnte, und es gab noch genug Raum für Experimente. Und man konnte ganz ungehindert seine eigene Richtung einschlagen. Heute macht das doch wirklich keiner mehr. Die sagen zwar, sie würden es machen, aber in Wahrheit treten sie nur in die Fußstapfen des Typs, der unmittelbar vor ihnen ist. "Oh, das ist gar nicht schlecht, nur etwas verrückt. Aber wenn Du es genau so machst, nur hier vielleicht noch einen Phraser draufsetzt, dann ist es kommerziell." So ist es heute. Die ganze Katzenmusik wird immer wieder und wieder kopiert.

Und niemand macht etwas, was auch Dich interessiert?

Nicht, daß ich es gehört hätte; es mag ja hier und da mal ein paar ganz gute Songs geben, aber die meisten Sachen, die herauskommen und promotet werden, sind unbrauchbares Zeug. Heute sind es alles wieder Re-makes von Songs aus den 60er Jahren. Es ist widergekäute Musik. Ich denke, daß diese Widerkauerei von der Schallplattenindustrie, die junge Leute und Bands verpflichtet, diese Songs zu machen, gesteuert wird. Das ist ein Barometer unserer Zeit. Das ist die Musik dieses 'Hühnerdreckhaufens' Amerika. Des gleichen Amerikas, das sich lediglich Gedanken um die Bodenständigkeit macht. Es ist die Musik eines Amerikas, das wirklich nicht glaubt, es hätte etwas anzubieten. Es möchte am liebsten ganz still stehen; es möchte, daß alle anderen abhauen und aufhören, Scherereien zu machen. Aus dieser Sicht gesehen, ist die ganze Situation des Radios in Amerika ein psychologisches Profil von uns selbst, an diesem Punkt der Geschichte. Wenn du es aus dieser Perspektive ansiehst, ist alles Hühnerscheiße. Und andersherum genau so. Angenommen, Du kommst aus dem Weltall und hörst auf einmal amerikanisches Radio und siehst dir an, was in der amerikanischen Musik so los ist, dann kannst du eigentlich nur zu dem Schluß kommen, daß die Leute total vernarbt sind. Aber wovor, zum Teufel haben sie Angst? Sie haben Angst davor, daß die Moral zum Teufel geht, sie haben Angst davor, Geld zu verlieren, sie haben Angst davor aufgeblasen zu werden, und sie haben Angst davor, für etwas aufzustehen, an das sie glauben, um dann zu erkennen, daß sie an nichts glauben. Wir befinden uns in einer verdammt miesen Situation. Und ich denke, daß das Radio es uns zeigt. Und deshalb kaufen die Konsumenten diesen Mist.

Denkst Du daß das Radioprogramm noch schlechter wird?

Yeah, es ist genau der gleiche Fall wie bei der Wirtschaft, die ebenfalls immer schlechter wird. Ich meine, es könnte ja auch ein 'Unfall' geschehen und alles wird gut, aber ich kann das nicht absehen, weil die Leute Angst haben, die Verantwortung für ihre Aktionen zu übernehmen und der Scheiß-Zukunft direkt ins Gesicht zu sehen. Bevor man nicht diese Courage aufbringt, verdient man es nicht mehr als ein Durchschnittsmensch zu sein, eine zweite Wahl, ein total angepaßter Hühnerdreck-Teil des Landes. Du möchtest diesen unbändigen Pioniergeist haben, über den Du in den Büchern gelesen hast? Well Junge, Scheiße, es kommt tief aus deinem Inneren. Niemand bringt ihn Dir damit, daß er im Fernsehen vor einer Flagge ein paar nette Worte zu Dir sagt. Das ist alles Bullshit.

Du hast Deine Stimme nicht für Reagar abgegeben?

Nein, habe ich nicht. (lacht). Auch nicht für Carter. Es wäre doch dasselbe, als wenn man sich für Tweedledum oder Tweedledee entscheiden müßte. Ronald Reagan ist der perfekte Präsident für diese Tage, weil auch er keinen Inhalt und auch keine Substanz hat.

Bist Du ein "Saturday Night Live" Fan' (Amerikanische Fernsehshow, Anm. der Redaktion)

Yeah, bis zu einem gewissen Punkt. Bis zu dem Punkt nämlich, an dem sie aufhörten, spaßige Sachen zu machen. Das letzte mal, als ich bei ihrer Show mitmachte, diskutierten sie darüber, was die Grenzen dessen sind, was man dem Publikum anbieten könne, um es nicht zu beleidigen. Ich saß da herum, und hörte die Konversation in einem dieser Planungsbüros, und sie sagten: "Wir können dieses nicht bringen, denn es beleidigt die Frauenvereinigungen." Ich meine, wenn Du Dir schon Gedanken darüber machen mußt, wen Du eventuell beleidigen könntest, indem Du was Spaßiges machst, dann ...

Kanntest Du John Belushi gut?

Nein, ich kannte ihn nicht sehr gut, aber ich bin traurig, daß er von uns gegangen ist, denn er war ein Komiker-Genie. Er war großartig, er konnte es, und er war ein lustiger Typ. Die findet man recht selten. Vom Stil her gesehen, gab es einen großen Unterschied zwischen Ackroyd und Belushi, aber ich finde, sie haben sich sehr gut ergänzt. Ackroyd war der etwas intelligentere und Belushi fiel öfter um, und tat sich selbst weh.

Mochtest Du The Blues Brothers?

Musikalisch fand ich sie nicht so überragend. Aber ich rechne ihnen an, daß sie 'Rubber Biscuit' aufgenommen haben. Und die Leute, die 'Rubber Biscuit' aufnehmen, können ja gar nicht so schlecht sein.

Was macht dein Unterwäschen-Gebilde? (Während Zappa's letzter Tour sammelte er in jeder Stadt weibliche Unterwäsche, und nun soll alles zu einem riesigen Tuch zusammengenäht werden).

Als ich es zum letzten Mal sah, war es bereits 3/4 fertig. Das Mädchen, das damit anfing, sah zuerst wie ein typisches Mädchen aus der Gegend von Boulder, Chicago aus. (Also sehr konservativ). Als ich sie nun das letzte Mal sah, da hatte sie blaue Strähnen im Haar und trug Punk Klamotten. Sie war in einem Konzert von uns, und die Leute hatten ihr nicht nur Unterwäsche geschickt, sondern auch sexuelle Hilfsmittel und so was.

Nun etwas zurück: Die Mothers of Invention nannten sich ursprünglich The Muthers mit einem 'u'?

Yeah, eine Zeit lang war ein 'u' in dem Namen. Das war zu der Zeit, als wir im The Trip (ein früherer Club auf dem Sunset Strip) arbeiteten.

Waren diese Tage schön?

Alle Tage sind schön. Diese Tage waren auch schön. Zum Kontrast zu dem, was in der Stadt weiter los war, war es interessant. Aber man muß auch bedenken, daß der kollektive musikalische Zusammenhalt der (ersten) Band total im Gegensatz zu dem stand, was die üblichen Musiker machten. Die waren keine Fachleute. Wir machten Dinge, die sich total von den Aktivitäten der anderen unterschieden. Aber zu der Zeit war LA auch ein sehr kranker Ort. Was damals zu der Zeit in LA los war ... man existierte entweder gar nicht, oder man machte Folk Rock. Das war es. Eine Periode. Wenn du nicht so aussahst und sich nicht so präsentiertest wie die Byrds, na dann viel Glück. Die Dinge waren so verrückt damals, daß die Paul Butterfield Blues Band in die Stadt kam, die nun wirklich eine gute Band waren, und alles versuchten, aber die Leute haßten sie richtig. Die Leute verlangten von ihnen, daß sie 'Turn Turn' Zeug spielen sollten. Hier sind die Leute so ungeheuer Eindimensional. Und Donovan war groß, sehr groß. The (Buffalo) Springfield waren auch ganz ok, aber die zwei erfolgreichsten Gruppen zu der Zeit waren die Byrds und Love. Man mußte eben netten Folk Rock mit der 12-saitigen Gitarre machen. Die Doors kamen dann etwas später als die Byrds. Als die zum ersten Mal auf der Szene auftauchten, da waren sie nicht zu heiß, sie waren zu abstrakt für die lokale Szene. Aber dann wurden sie doch noch sehr populär, aber erst nachdem sie ihre Sachen packten, und ab auf die Road gingen, um in anderen Teilen des Landes zu spielen. Canned Heat kamen auch erst später.

Hast Du jemals mit den Byrds zusammengespielt?

Nein, aber wir spielten mit Love. Sie machten den Opening Act für uns in einigen anderen Städten, jedoch nicht in LA. Es war auch nicht die Original-Besetzung, sondern schon die dritte oder vierte Generation dieser Band.

Als ihr damals in den Clubs wie 'The Whisky' spieltet, waren da viele Leute da?

Wenn man im Whisky spielte, waren immer Leute da. Da brauchte man keine Sorgen zu haben. Wir kamen ins Whisky A Go Go, weil Johnny Rivers einen Urlaub nehmen wollte, und dann auf Tour gehen wollte. Er hatte dort mehr als ein Jahr lang gespielt. Und als wir anfingen, stand sein Name immer noch draußen vor dem Eingang. Wir spielten fünf Wochen dort, ohne daß unser Name draußen hing, bis auf die letzten paar Tage. Und die Leute kamen trotzdem. Wir spielten unser Material von dem Freak Out!-Album, welches das erste Konzept Album war.

Wie war es mit John Lennon und Yoko Ono, als du auf ihrem Album mitspieltest?

So ist es nicht passiert. Was geschah war so: Wir arbeiteten im Fillmore East, und sie kamen herein und saßen bei uns. Es war genau die Nacht, in der wir das 'Live at the Fillmore' Album aufnahmen. Aus diesem Grunde wurde der ganze Abend auf Band aufgenommen. Und hinterher in der Garderobe wurde ein Deal gemacht. Sie sagten, daß sie gerne die Tapes veröffentlichen würden, und ich sagte, daß ich auch ganz gerne die Tapes veröffentlichen würde. Und dann veröffentlichten wir beide die Tapes. Mit anderen Worten lief es so: 'Ich gebe Dir eine Kopie von den Tapes, und Du kannst damit machen was du willst. Und ich mache auch damit was ich will.' Ich habe bis heute noch nichts davon veröffentlicht, aber was die gemacht haben, das war auch Scheiße. Sie nahmen ein paar Textstellen von Howard (Kaylan) und Mark (Volman) 'Scumbag' heraus, und auch noch die besten Stellen aus dem Song. Und dann nahmen sie noch einen Song namens 'King Kong', den wir spielten und nannten ihn um in 'Jam Rag' und veröffentlichten das dann. Deshalb bin ich nicht gerade überwältigt von dem Ergebnis dieser Kollaboration. In der nächsten Zeit werde ich hingehen, und das Material von dem betreffenden Abend mischen, so daß man alles hören kann, was damals passierte. Mark und Howard sprachen auch davon 'Yoko in einem Sack zu stekken.' Ich hatte auch nie weiteren Kontakt mit John und Yoko, weil man normaler Weise an so einem Punkt zu seinem Rechtsanwalt geht. Ich glaube, die Leute von Capitol Records stellten auch ein paar Fragen, warum das so gemacht wurde. Aber im Endeffekt habe ich mir gedacht, daß das alles doch ein recht billiger Schuß war.

Hast Du irgendwelche Gefühle über Lennon's Tod?

Ich finde es absurd, daß jemand auf einen zugehen kann und ihn dann einfach abknallt. Es ist einfach krank; ein Scheiß, hinterhältiger Mörder. Das kann doch jedem passieren. Es sollte aber niemandem geschehen, weder John Lennon noch irgend anderem.

Hast Du damals mit einem von den Beatles darüber geredet, daß Du das Sgt. Pepper Album Cover für Deine LP 'Were Only In It For The Money' verfremdet hast?

Ich sprach mit Paul McCartney am Telefon, und seine Antwort war: "Was, Du sprichst mit mir über's Geschäft? Spreche mit meinen Rechtsanwälten."

Also sprach mein Anwalt mit den Anwälten der Beatles, und das Resultat war, daß die ganze Geschichte mit dem Cover sich über dreizehn Monate lang hin zog. Nette Leute diese Beatles.

Wie war es mit Hot Rats?

Es ist ein nettes kleines Album, aber ich glaube nicht, daß es mein bestes ist. Die Sache, die bei diesem Album anders ist, ist die Tatsache, daß es nach der Veröffentlichung in Amerika auf Platz 90 der Charts kam, und dann wieder verschwand. Alle Leute haßten diese Platte. Man sagte, daß ich kein reines Instrumental Album veröffentlichen könne, weil man davon doch kaum was im Radio spielen könnte. Alle Kritiken in den Zeitungen waren total negativ. In England dagegen wurde das Album akzeptiert, und es kam sogar auf Platz 10. Auch in Holland lief es recht gut. Jahre später verkaufte das Album dann immer noch ca. 1500 Exemplare pro Monat. Aber als es herauskam, da mochte es kaum jemand.

Welche Platte von Dir hat sich denn bisher am besten verkauft?

Die bestverkaufteste Platte von mir ist Sheik Yerbouti. Das überrascht mich aber nicht so sehr, weil ich das auf die Promotion von CBS zurückführe. In Amerika wurde es von Phonogram veröffentlicht, und außerhalb der Vereinigten Staaten von CBS. Der Hauptanteil der Verkäufe lief außerhalb der Vereinigten Staaten. Generell verkaufen wir mehr Platten außerhalb Amerikas. Wir sind in Amerika fast eine unbekannte Gruppe, aber in Euopa ist das etwas ganz anderes. Ich verkaufe 10 bis 20 mal mehr Platten in Europa als in Amerika. Und ganz verstehen kann ich das auch nicht, denn an den Orten, wo ich viel verkaufe, da spricht man meistens noch nicht einmal Englisch. In Japan läuft es dagegen auch nicht so gut. Einmal sind wir bisher dagewesen. In Australien erhielten wir goldene Schallplatten für 'Live At The Fillmore' und 'Just Another Band From LA'. 'Over-Nite Sensation', 'Aposthrophe' und 'Joe's Garage' wurden alle Gold in Amerika. Dazu haben wir noch zwei oder drei goldene LP's aus Kanada und ein paar weitere aus einigen anderen Ländern.

Um nochmal auf Deine Gitarre zurückzukommen. Du spielst so viel auf der Bühne. Tendiert Deine Gitarre dazu sich zu verstimmen?

Was ich auf den letzten Touren gemacht habe, sieht im einzelnen so aus, daß ich die Gitarre, wenn ich mit meinem Part fertig bin, dem Gitarren-Roadie gebe, der auf de Bühne sitzt und meine Gitarre mit dem Strobo-Tuner stimmt. Dann gehe ich mit einem Hand-Mikro herum, und wenn ich wieder an der Reihe bin, dann ist meine Gitarre immer frisch gestimmt. In den ersten zehn Jahren auf Tour, da hatten wir noch keinen Strobo-Tuner; das waren sehr seltene Sachen damals. Aber als die Dinger dann herauskamen, wurde die ganze Sache doch schon sehr erleichtert. Nun, mit den Geräten die wir heute haben, ist es das beste System. Ich brauche noch nicht einmal aufzuhören, um zu stimmen, ich kann es jemandem anderes überlassen, der es machen kann, und die Show kann ungehindert weitergehen.

Gab es eine bestimmte Gitarre, die Du in den ersten Jahren zusammen mit den Mothers benutzt hast?

Yeah, das war eine ES-5-Switchmaster. Die habe ich bei den Alben 'Freak Out!', Absolutely Free, We're Only In It For The Money und auch noch bei Ruben & The Jets gespielt. Ich mochte sie. Ich hatte auch eine Gold Top Les Paul, meine erste Gitarre jedoch war eine Telecaster, und dann hatte ich eine Jazzmaster, und danach kaufte ich die Hollowbody (ES-5). Ich hatte die Les Paul, weil die Halbresonanz viel Rückkoppelungen machte, und unser Aufwand wurde immer größer und das Publikum auch. Und je lauter man spielte, desto mehr Feedback gab es. Und ich wollte die Gitarre auch nicht mit Styropor ausstopfen. Um dieses zu umgehen, setzte ich die Les Paul ein. Die wurde mir aber eines Tages gestohlen. Dann fand ich eine sehr schöne SG aus zweiter Hand, die ich von 'Apostrophe' bis 'Bongo Fury' spielte. In der Zeit wo 'Bongo Fury' entstand, wechselte ich dann zu einer SG, die dieser Typ in Phoenix gebaut hatte. Es war eine SG Kopie, und die hatte einen Extra-Bund auf dem Griffbrett und ging bis Eb. Auf der habe ich dann einige Jahre gespielt, bis ich eine weitere Les Paul bekam, und ich anfing, Stratocaster zu spielen. In den ganzen Jahren habe ich eigentlich immer zwischen der Strat und den ganzen anderen Instrumenten gependelt. Auf unserer letzten Tour fing ich mit der Strat an und endete mit der Les Paul.

Findest Du eine Gitarre schwerer zu spielen als die andere?

Die Gitarren verlangen total verschiedene Spieltechniken. Das hat nicht nur etwas mit dem Griffbrett zu tun, auch der Body der Gitarre tut seinen Teil dazu. Mit anderen Worten: Wenn du dir eine Stratocaster umhängst, dann findest du den 12. Bund an einer gewissen Stelle. Aber wenn du dir dann eine Les Paul umhängst, dann ist das etwas völlig anderes. Und jedes Mal, wenn du dich ein paar Inches bewegst, verändert sich die gesamte Balance dessen, was du spielst, und es beeinflußt die Geschwindigkeit und die Genauigkei von dem, was du gerade machst. Aber dann kommen da auch Sounds aus meiner Strat heraus, die man sonst auf der ganzen Welt nicht findet.

Setzt Du auch den Vibrator der Stratocaster ein?

Yeah. Sie bleibt bis zu einem gewisse Grad in der Stimmung. Wenn sie dann noch nicht ganz stimmt, dann muß ma nochmal den Tremolo drücken. Und wenn es dann immer noch nicht stimmt dann muß man das eben mit der linke Hand ausgleichen. Härter greifen und die Intonation dadurch wieder verbessern. Aber in der Regel klappt es immer. Was man aber nicht machen sollte, ist ein Solo mit einem gewaltigen Tremolo Druck beginnen. Das wäre dumm. Steve Vai, der andere Gitarrist in unserer Band, ist total fit auf der Stratocaster, und er macht all diese obskursen Gags, von denen manche gar nicht in der richtigen Stimmung sind. Ich meine, er übt und übt. Eines Tages kam er ins Studio und hatte Feststeller drauf (z. B. ESP Klemmen oder Floyd Rose Vibrato, Anm. d. Red.). Ich finde das gut, aber wenn man in der Mitte seines Solos aus der Stimmung kommt, dan hat man keine Chance, es kurzfristig beim Spielen wieder hinzukriegen.

Hast Du schon einmal ein paar Shows mit Jimi Hendrix zusammen gemacht?

Yeah, er war mal mit uns zusammen in dem Garrick Theatre. Dort spielte er meine Halbresonanz über einen Fender Twin und bekam Feedback da heraus.

Alles was ich noch darüber weiß ist, da: er im Erdgeschoß in diesem Laden arbei tete, dem Cafe Au Go Go. Wir luden ih ein, zu uns heraufzukommen. Ich ließ ihn auf meiner Gitarre spielen, und er bekam diese Rückkoppelungen und meinte 'Affenscheiße'. Ich habe ihn auch gesehen als er im Cafe Au Go Go spielte, und er spielte mit uns zusammen auf dem Pop Festival in Miami. Das war da, wo er seine Gitarre in Flammen aufgehen ließ. Diese Gitarre bekam ich anderthalb Jahr später von einem Typ, der eine Zeit lang sein Roadie war, ein Typ namens Howard Parker. Auch haben wir mal mit ihm in einem kleinen Club in Miami, dem The Casaways Club, zusammen gejammt. Da kam daher, weil alle Gruppen die an diesem Festival teilnahmen, im gleichen Hotel wohnten. Und dort gab es eine Bar, in der dann die Jam Sessions abliefen. Yeah, ich denke er war gut. Es hat mir Spaß gemacht, mit ihm zusammen zu spielen. Einmal kam er sogar rüber zu meinem Haus, zusammen mit Buddy Miles und sagte: "Hi, das ist mein Freund Buddy." Ich sagte: "Prima, es freut mich dich kennen zu lernen Buddy." Daraufhin sag te Buddy: "Hi Frank", setzte sich auf das Sofa und schlief ein. Sein Kopf fiel zurück, sein Mund öffnete sich, und er schlief zwei Stunden lang, während ich mich mit Jimi unterhielt.

Du spielst nicht so viel akustische Gitarre?

Selten. Ich übe eigentlich nur darauf. Ich meine, ich mag die Art, wie es auf einer Platte klingt, aber ich würde mich nicht selbst als einen akustischen Gitarrenspieler bezeichnen. Ich habe eine eingesetzt bei 'We're Only In It For The Money', und dann taucht da auch noch eine auf 'Sleep Dirt' auf, was ein Track von 'Studio Tan' ist.

Da gibt's ein Solo auf 'Stinkfoot', wo ich eine akustische Gitarre mit einem Barcus Berry Pickup spiele. Die akustische wurde original abgenommen und der Output vom Pickup ging in ein Mutron und wurde auf die andere Seite gemischt.

In einem früheren Interview, da sagtest Du mir, daß Du für Aufnahmen einen Pignose Amp eingesetzt hast.

Hier in meinem Haus habe ich bisher keinen Pignose eingesetzt, aber in den Studios, in denen ich vorher gearbeitet hatte, war es der praktischste Weg für mich. Hier bekomme ich einen gigantischen Gitarren-Sound. Wenn du einen Amp so klingen läßt, als würde er gleich in die Luft gehen, dann geht er auch bald in die Luft. Man muß den Amp sorgfältig abmiken, so daß das Mikrofon die Destruktion des Amps genau überträgt. Ich mache Gitarrensounds nun so: Ein Marshal Top, angeschlossen an den Speakeranschluß eines Acoustic Amps, der in eine ausgepolsterte Ecke des Raumes abstrahlt. Und in der Echo-Kammer des anderen Raumes habe ich einen Acoustic Amp mit einem Sennheiser 441 abgemiket. Dazu habe ich noch einige Kontrollstellen in beiden Räumen, wo ich eine Box anschließen kann, und einen Sound erreichen kann, als wolle ich damit den Planeten in die Luft sprengen. Aber es sprengt noch nicht mal deine Ohren in die Luft, weil du es mit einem ganz normalen Level auf den Monitor legen kannst. Aber die Art der Verzerrung, die da herauskommt, ist total kontrollierbar. Man kann beispielsweise einen Track, der schon auf dem Band ist und recht trocken klingt, durch ein Kabel auf diesen Weg schicken, und es kommt ein verzerrter Sound wieder an. Das Signal kommt vom Band, durch ein Kabel zu einem Steckfeld, und von da aus geht es in ein anderes Kabel, das wiederum in den Amp geht, wo es verzerrt wird. Das ganze wird von einem Mikrofon gehört, welches das Gehörte zurück zum Mischpult bringt. Wenn du dann deinen Mix machst, und dann das neue Signal nimmst anstelle der direkten Gitarre, die auf dem Band war, dann hast du das Resultat des Mikrofones. Wenn ich meine Solo Overdubs mache, dann ist da kein anderer dabei, das mache ich allein.

Du hast dazu tendiert, DiMarzio Pickups zu verwenden auf Deinen Gitarren.

Was man machen muß, ist die Resonanz des Instrumentes zu erfassen und über den Pickup, der darauf ist, zu leiten. Das nimmt einige Zeit für Experimente in Anspruch, um den Sound zu bekommen, den man auch haben will. Auf meiner Hendrix Strat habe ich beispielsweise einen Dan Armstrong Pickup vorne drauf. Dazu habe ich einen Seymour Duncan Strat Pickup in der mittleren Position und einen Carvin in der Stegposition. Auf einer anderen hellen Strat habe ich einen EMG, einen Carvin und einen Dan Armstrong. Und auf meiner SG habe ich einen DiMarzio und einen EMG. Der EMG ist auf eine Art gewickelt, wie er noch nie eingesetzt wurde. Normal ist ja ein klarer reiner Sound vorhanden, aber wenn man die Dinger falsch wickelt (oder anschließt)...

Hast Du Dich auch schon mit irgend welchen Video-Produktionen beschäftigt?

Ich mache gerade einige Sachen, über die ich aber jetzt nicht sprechen kann.

Sprichst Du noch mit Beefheart?

Seit vier Jahren nicht mehr. Er hat seine eigenen Sachen zu tun. 'Trout Mask Replica' war ein großartiges Album. Da gibt es nichts was daran herankommt.

An welchen weiteren Projekten arbeitest Du?

In diesem Jahr werde ich ein paar Orchester-Vorstellungen geben, was in Berlin sein wird, das wird so im Juli sein, und zwei Wochen danach wollen wir in der Tschechoslowakei Aufnahmen machen. Ich werde meinen Aufnahme-Truck dorthin mitnehmen. Der Truck hat 100 Eingänge. Das Konzert heißt Golden Age von Shostakovitch und drei Sätze von The Planets. Das wird die erste Hälfte der Show, und in der zweiten Hälfte gibt's dann meine Sachen mit meiner Band.

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