Alles Scheiße!

By Sylvie Simmons

Musik Express, July, 1982


Der arbeitswütige Musik-Guerilla haut auf die Pauke: Plattenfinnen und Bootlegger, Parties, Interviews und die Menschen schlechthin – alles stinkt ihm ganz gewaltig. Für den ME schnüffelte Sylvie Simmons.

 

Zappa hängt in einem abgewetzten alten Sessel, trinkt schwarzen Kaffee und raucht Zigaretten an einem regnerischen Sonntagnachmittag in Hollywood. Das Album THERES A SHIP ARRIVING TOO LATE TO SAVE THE DROWNING WTTCH, das nach einem berühmten Cartoon von Roger Price aus den 50er Jahren benannt und gestaltet ist und bald auf den Markt kommt, dreht sich auf dem Plattenteller. Seit anderthalb Jahren hat er jetzt hier sein Studio, weil er sich dachte:

"Wenn du auf Tour bist und ein Album fertigstellen mußt und daher ein gutes Studio brauchst, dann kommst du hierher zurück und mußt feststellen, daß Fleetwood Mac den einen Laden für dreizehn Monate gebucht haben, und jemand anders hat den zweiten für drei Monate, und der dritte ist für fünf Monate vergeben. Und dann mußt du dich entweder mit einem zweitklassigen Studio zufriedengeben oder warten, bis irgendeine berühmte Gruppe mit ihrem Studiogetrödel fertig ist. Daher habe ich mir mein eigenes gebaut, und seither habe ich nirgendwo sonst gearbeitet."

Interviews sieht Zappa als Arbeit an.

"Ich habe nicht die geringste Lust, an irgendeinem Tag fünf Stunden lang meinen Mund fusselig zu reden, es sei denn, ich betrachte es als Teil meiner Arbeit. Und wenn ich das nicht mache, dann rede ich überhaupt nicht. Ich geh nach Hause, halte meine Klappe und trinke eine Menge Kaffee. Schließlich muß man ja irgendwas zum Ausgleich machen, wenn man schon nicht im Radio gespielt wird."

Wenn Zappa seinen Mund aufmacht dann ist er witzig artikuliert, manchmal auf ganz wunderbare Weise zynisch, eher geschäftsmäßig als schwatzhaft,  aber sehr kooperativ.

Ist die Tatsache, daß du zu Hause dein eigenes Studio hast einer der Gründe, weshalb du so viele Platten im Jahr herausbringst? Weil du die Möglichkeit hast 24 Stunden am Tag im Studio zu sein, ohne dafür extra bezahlen zu müssen?

"Nun, dadurch wird es einfacher, so viele Alben herauszubringen. Aber ich hatte immer eine Menge Sachen auf Band, und erst kürzlich habe ich mich entschieden, ein oder zwei Einheiten pro Jahr zu veröffentlichen. Eine Einheit kann aus einem 3-Alben-Set bestehen, aus einem einzigen Album oder einem Doppelalbum."

Warum Veröffentlichst du in der Regel Doppelalben?

"Manche Autoren schreiben Kurzgeschichten, und andere schreiben lange Geschichten. Für mich ist es schwer, Einfach-Alben zu machen, obwohl meine nächste Platte eins sein wird. Das Format gefällt mir nicht."

Ist ein Doppelalbum genug?

"Nein. Nur ein Beispiel: In den letzten Monaten haben wir achtzehn Albumseiten aufgenommen. Ich könnte die alle auf einmal veröffentlichen, wenn sich jemand leisten könnte, sie zu kaufen. Aber das kann keiner, und daher wird es ein Einzelalbum werden."

Es hat den Anschein, als müsse man sehr wohlhabend sein, um es sich heutzutage leisten zu können, Zappa-Fan zu sein – alle paar Monate kommt ein Album heraus.

"So ist es ja eigentlich nicht. Ich meine, die echten Fanatiker gemessen an den Bootleg-Verkäufen, mit denen Ich ja nichts zu tun habe – um dir ein Beispiel zu geben: im letzten Jahr gab es vielleicht zehn Bootleg-Titel, in einem Jahr! Darunter war ein Set mit zwanzig Platten! Und noch ein anderer mit zehn!"

Wo sind die denn hergekommen?

"Ich wünschte, das wüßte ich, denn da drüben habe ich ein Gewehr, das ich gerne auf die Typen anlegen würde. Die verkaufen die Sachen für 100 Dollar, und die Aufnahmequalität ist totale Scheiße. Die Leute kaufen sie trotzdem."

Gehen dir eigentlich nie die Ideen aus? Kommt deine Kreativität nie zum Stillstand?

"Nein."

Und wieso nicht?

"Vielleicht ist es eine Krankheit. Für mich ist es aber absolut normal, in drei Monaten achtzehn Plattenseiten aufzunehmen, denn ich habe es ja getan, und es hat mich nicht mal richtig angestrengt. Für mich ist das etwas ganz Natürliches, und es erscheint nur deswegen außergewöhnlich, weil die anderen sowas nicht machen, und nicht, weil ich es tue. Ich kann mich mit anderen Leuten nicht identifizieren, die andere Sachen machen. Es gibt Leute, die wollen gern Buchhalter sein. Das verstehe ich nicht. Es gibt Leute, die sich danach sehnen, Buchhalter zu sein."

Verbringst du einen normalen Arbeitstag im Studio?

"Mehr. Ich stehe um sechs Uhr morgens auf und arbeite bis Mitternacht. Wenn ich mir's leicht mache, bin ich vierzehn Stunden am Tag im Studio. Mehr als zwei Tage in der Woche will ich nicht rund um die Uhr arbeiten, denn das strengt doch zu sehr an. Aber dieser Raum hier, der wird wirklich echt ausgenutzt. Ich habe zwei Toningenieure und die arbeiten in zwei Schichten. Einer kommt für acht Stunden, und danach kommt der andere und löst ihn ab. Ich arbeite beide Schichten."

Ist der Rest der Familie ausgeschlossen, oder kommen die Kinder einfach mal so ins Studio?

"Sie kommen rein, und wenn ich zwischen zwei Sets bin oder sonstwie, dann gehe ich nach oben, umarme meine Frau, kitzel die Kinder und mach' all solche Sachen. Aber sie wissen, daß ich hier arbeite, und das respektieren sie auch. Sie kommen nicht hier runter, hängen hier rum, breiten ihr Spielzeug auf dem Fußboden aus oder sowas – dies hier ist ein echtes Aufnahmestudio. Weil aber ein Studio im Haus ist, haben sie gelernt, mit dessen Möglichkeiten vertraut zu sein und umzugehen.

Ich habe sie bei ein paar Aufnahmen eingesetzt, sie singen oder sprechen. Meine Tochter Moon, die 14 ist, wurde an einem Dialog auf dem neuen Album beteiligt (ein witziger Titel namens "Valley Girls" über verzogene Los-Angeles-Kinder aus den reichen Vororten), und Ahmet, der 7 ist, und Moon waren auch auf dem letzten Album"

Wenn du je Freizeit hast was machst du?

"Eine faszinierende Idee – ich meine, Zeit ist äußerst teuer, kostbar, und wenn ich etwas hasse, dann ist es jemand, der mir Zeit stiehlt. Den könnte ich umbringen. Das kann ich nicht ertragen, denn man hat keine Chance, sie wiederzugewinnen, man kann sie nicht zurückkaufen oder mieten. Wenn sie weg ist, ist sie weg. Zeit ist wirklich wichtig. Also gibt es für mich nicht sowas wie freie Zeit. Sogar wenn ich fernsehe, weiß ich, daß ich arbeite, denn aus den Nachrichten kommt irgendeine Idee, oder ein Werbespot bringt mich so zum Kotzen, daß ich damit etwas anfangen muß. Ich habe das Gefühl, ständig damit, was ich tue, auch beschäftigt zu sein, denn die Einflüsse aus meiner Umgebung werden umgesetzt in das, was ich tue."

Ist das Leben jetzt wo du dein eigenes Label hast viel einfacher? Keine Kämpfe mehr mit Plattenfirmen und keine Prozesse?

"Dein eigener Boss in deiner eigenen Plattenfirma zu sein, hat seine Vor- und Nachteile. Bei einer großen Plattenfirma haben sie eine Mannschaft, die die Promotion macht und all das. Und wenn die gut sind, dann braucht man sich darum keine Sorgen zu machen. Aber wenn du ein Ein-Mann-Unternehmen bist, wer muß sich wohl die Sorgen machen? Ich leiste buchstäblich die meiste Arbeit selbst, und das macht gar nicht soviel Spaß. Den Büro-Mist hasse ich, das ist langweilig, aber es muß getan werden. Kleinigkeiten haben in dem Bereich große Auswirkungen."’

Hast du Schwierigkeiten, Rockmusiker zu finden, die deine Kompositionen richtig spielen?

"Man muß sich schon umsehen, aber es gibt sie. Ich habe offene Vorspieltermine, und man muß schon wissen, was man an Rohmaterial braucht, denn nur sehr selten ist ein Typ auf diesen Job vorbereitet, wenn er zum Vorspielen kommen. Man muß seine Imagination benutzen können, um sich vorzustellen, was einer bringen kann, wenn man ihn ein bißchen trainiert hat ... Wenn einer sich entscheidet, wieder zu gehen, dann haben wir ein Archiv mit Daten und Kassetten, die die Leute uns ständig einschicken, und wir rufen an und sagen, der Vorspieltermin ist dann und dann, und sie kommen und ich höre sie mir wieder an."

Warum verlassen dich Musiker?

"Manchmal, weil sie die Vorstellung haben, ihre Karriere sei an einem Punkt angekommen, wo sie den Kosmos erobern können – und dann ermutige ich sie dazu. Wenn sie das Gefühl haben, außerhalb der Band besser zurechtzukommen, ist definitiv der Zeitpunkt gekommen, daß sie gehen sollten.

Jeder, dem nicht klar ist, welche Möglichkeiten er hat, welches Publikum er erreicht, welche musikalische Ausbildung er als Mitglied meiner Band erfahrt, jeder, der nicht zu schätzen weiß, was passiert, sollte nicht dabei sein, denn es gibt zu viele Leute, die den Job gern hätten."

Warum änderst du so oft deinen Stil?

"Das mache ich eigentlich gar nicht. Ich verfüge eben über eine Anzahl verschiedener Stilrichtungen, die mir gefallen, und zwischen ihnen wechsle ich, wann immer es mir gefällt. Ich bevorzuge keinen besonders."

Dein frühester Lieblingsstil war aber R&B, nicht wahr?

"Ja, solche Sachen mag ich. Aber ich würde sagen, auch nicht mehr als bulgarische Volksmusik – für mich ist das alles dasselbe."

Wann hast du das erste Mal Kammermusik geschrieben ?

"Als ich so zwischen 14 und 18 Jahre alt war, habe ich angefangen, Stücke für Orchester zu schreiben ... ich wurde nicht sagen, es war das Tollste, was je zu Notenpapier gebracht worden ist, aber da die Sachen nie gespielt worden sind, kann ich auch nicht sagen, daß sie mir etwa peinlich wären. Ich war 14 und schrieb Kammermusik – wahnsinnige Leistung! Das war eben meine Vorstellung von 'Spaß haben'. Jemand anders hat es vielleicht vorgezogen, rauszugehen und Baseball zu spielen."

Die meisten Jungens von 14 haben wahrscheinlich genau das getan.

"Ich fand Sport immer langweilig."

Hielten dich deine Schulkameraden für absonderlich ?

"Ja. Erstmal hielten sie mich schon für komisch, weil ich kein Auto hatte. Wo ich zur Schule ging, brauchte man einen Wagen, um als Mensch zu gelten. Jeder, der kein Auto hatte, war ein Trottel und Versager. Ich habe erst mit 23 Fahren gelernt, und dann mußte ich drei oder vier Stunden in einer Schlange warten, um meinen Führerschein zu bekommen. Also schwor ich mir, das nie wieder zu machen.

Als mein Führerschein dann 1967 abgelaufen war, bin ich einfach nicht zum Erneuern hingegangen, und seitdem bin ich auch nicht wieder gefahren. Ich will ja auch nirgends hin, außer wenn ich arbeiten muß – dann fährt mich meine Frau oder ich fahre bei einem von den Jungs aus der Crew mit. Gesellschaftsleben habe ich auch nicht, also brauch ich nicht in der Gegend rumzurasen."

Auf Hollywood-Parties gehst du nicht?

"Das wäre das letzte. Die sind einfach abscheulich – eine Bande der ekelhaftesten Menschen der Welt auf einem Haufen, um die abgedrehteste Körpersprache zur Schau zu stellen, die ausgedrehteste Begierden widerspiegelt und das nichtsnutzigste Wertsystem, das man sich vorstellen kann, alle in einem Raum beim Kokain-Schnupfen."

Klingt stark nach einer Beschreibung von Rock 'n' Roll – ausgedrehter Sex und Drogen unter einem Dach.

"Natürlich ist ziemlich viel ausgedrehter Sex im Rock 'n' Roll, auch Drogen, aber das gibt es auch bei Ärzten und Politikern, bei Lastwagenfahrer und Gewerkschaftsfunktionären. Aus mehr besteht doch Amerika gar nicht – ausgedrehte Sexualbegierden und extremer Drogenkonsum. Mit dem Finger auf den Rock 'n' Roll zu zeigen und zu sagen: 'Da sieht man es!' – das ist nicht richtig. Sieh dir nur die amerikanische Hausfrau an, was Sex und Drogenmißbrauch betrifft."

Wie bist du an den Rock 'n' Roll geraten?

"Von Kind an mochte ich immer gerne R&B. Und als ich dann 20 oder 22 war, sagte ich mir: "Scheiß, das kann ich auch!" Also fing ich an, R&B-Songs zu schreiben?

Warst du anfangs Idealist? Meintest du, die Musik oder gar die Welt verändern zu können?

"Ganz so schlimm war es nicht. Ich hatte noch keine Vorstellung, daß es wirklich so beschissen stand, wie es ist. Das findet man erst heraus, wenn man eine Weile dringesteckt hat. Erst dann weiß man, wie abscheulich das Leben als Musiker ist. Am Anfang macht man sich noch keine Vorstellung davon.

Man muß erst noch viele Erfahrungen machen, mit den Showbusiness-Anwälten und den Plattenfirmen und dem verschlagenen Typ im Presswerk, der die Platten durch die Hintertür seinem Schwager zukommen läßt, der sie dann nebenbei verscherbelt, und du siehst keinen Pfennig – der Scheiß. Ich bin jetzt ungefähr sechzehn Jahre dabei, und ich hab einen ziemlich guten Eindruck von der üblen Seite des Geschäftes bekommen."

Viele Leute werden mit zunehmendem Älter abgeklärter, akzeptieren, daß alles im Arsch ist. Bist du zynischer und verbitterter geworden?

"Es zahlt sich nicht aus, verbittert zu werden. Aber wenn man herausgefunden hat, daß die Sachen auf eine bestimmte Weise laufen, dann muß man sich mit dieser Realität auseinandersetzen, statt zu wünschen, alles wäre anders. Unterm Strich kommt aber bei dem ganzen Problem raus, daß es die Menschen sind, die die Verantwortung daran tragen, nicht die Maschinerie. Die Menschen sind im Grunde schlecht. Wenn du erwartest, daß sie gut sind, bist du vedammt bescheuert! Du mußt von vornherein darauf gefaßt sein, daß die Leute Scheiße sind. Und wenn dir jemand über den Weg läuft, der nett ist, gut, dann hast du Glück gehabt und du kannst dir gratulieren. Die Leute sind im Arsch, warum sollte man also erwarten, daß sie großartig sind? Das kann man nicht.

Kannst du uns etwas von Fred Zeppelin erzählen, der Band in der dein Sohn spielt?

"Vor sieben Monaten beschloß er, Gitarre zu spielen, und er stellte diese Gruppe auf die Beine, die sich Fred Zeppelin nennt. Sie besteht aus Schulfreunden – er ist 12 – und sie haben ein paar Songs geschrieben. Einer heißt "Crunchy Water", er hat einen Halb-Porno Song geschrieben, der heißt "Shecky" und handelt von einem Pimmel, und dieser Typ nennt seinen Pimmel "Shecky". Besonders berüchtigt wurde aber der Song, den sie "My Mother Is A Space Cadet" nennen."

War Fred Zeppelin seine Idee, oder hatte Daddy dabei die Hand im Spiel?

"Den Namen habe ich mir ausgedacht. Ich wollte ihn einmal für ein Album benutzen, aber unglücklicherweise starb gerade der Drummer von Led Zeppelin, als wir es rausbringen wollten, und da hielt ich es für ein wenig geschmacklos.

Mein Sohn mochte den Namen, also sagte ich, gut, dann benutz' ihn doch. Ich weiß nicht, wie lange es mit der Band gehen wird, aber Dweezil ist es mit dem Gitarrespielen total ernst. Der übt zwei Stunden, bevor er in die Schule geht, und dann nochmal zwei, wenn er nach Hause kommt. Er hat schon große Fortschritte gemacht. Für einen zwölfjährigen Burschen, der erst sieben Monate spielt, ist er unglaublich schnell. Er hat eine Stratocaster mit einem Whammy-Bar und einem Fuzz-Tone, und er kann all diese Eddie Van Halen-Geräusche und das Zeug machen. Er macht viele Sachen auf der Gitarre, die nicht mal ich fertigkriege. Er wird fantastisch werden. Vorher galt seine Hauptliebe dem Baseball, aber dann stieg er auf Gitarre um. Einen geblasen kriegt er so oder so von 'nem Girl, kein Problem!"

Fühlst du dich ein bißchen alt wenn du siehst daß dein Sohn in einer Band spielt?

"Ich fühle mich nur alt, wenn ich stundenlang an dieser Maschine gesessen hab, um zu mischen, denn dann tut mir der Rücken weh, wenn ich mich aufrichte. Was die Kids betrifft, so bin ich stolz, wenn sie etwas tun, was sie wollen, und ich zwinge ihnen nicht irgendwelche meiner eigenen Vorlieben aut. Mein Sohn Ahmet zum Beispiel, der sieben ist, liebt Broadway-Musik. Der rennt rum und singt "Fiddler On The Boot" und "Oliver'". Das liebt er. Ich weiß nicht warum – ich hasse das Zeug. Aber er hat seinen Spaß daran, und ich unterstütze ihn. Wenn einer Broadway-Sachen singen will, soll er doch. Moon hat schon mit Fred Zeppelin gesungen, aber sie will keine Musikerin werden. Sie will Schauspielerin werden."

Bist du verbittert darüber, daß deine Musik nie im Radio gespielt wird?

"Nein, verbittert bin ich nicht. So, wie man aufstehen muß, um manchmal auf die Toilette zu gehen – so ist es eben. Ich weiß, wie es beim Radio läuft – und ich kann auch verstehen, warum sie manche meiner Platten nicht spielen wollen. Die Leute, die Musik aus dem Radio konsumieren, wollen ein bestimmtes Audio-Environment, das ihrem Lebensstil entspricht und ihn abstützt. Sie wollen nichts, was ihnen vielleicht auf die Nerven geht.

Die Hauptfunktion von Rock 'n' Roll-Musik ist die einer Art Tapete für einen Lebensstil. Du hörst diesen Sound, und plötzlich ist alles groovy, du kannst dich groovy verhalten, die Person, mit der du dich unterhältst, kann groovy sein, und alle sind so wundervoll und modern."

Es ist schwer all diese Rock 'n' Roll-Sachen zu machen, wenn du gerade Zappa-Platten hörst: tanzen, cool sein, Sex machen ...

"Es gibt Leute, die miteinander gefickt haben sollen, wahrend sie meine Platten hörten, aber ich schätze, das sind ganz eigenartige Typen, die ganz spezielle Sachen mögen. Es ist wahrscheinlich ein bißchen schwieriger, drüsengesteuerte Wollust zu empfinden, während man einem meiner Alben zuhört, als wenn Barry Manilow im Hintergrund jault. Manche Alben sind zu diesem Zweck konzipiert. Aber hartgesottenere Typen sollen angeblich Sexualgymnastik betreiben, während sie meinen Sachen zuhören."

Warst du jemals versucht ein absichtlich kommerzielles Rock-Album herauszubringen, um Geld für esoterischere Projekte aufzutreiben ?

"Das wäre für mich die abscheulichste Sache der Welt. Die Leute brauchen doch nicht noch mehr Styx, Foreigner oder Pat Benatar, bestimmt nicht, wenn sie aussehen wie ich. Ich bin froh, wenn ich genügend Platten verkaufe, um eine neue Platte machen zu können. Wenn ich genügend Eintrittskarten verkaufen kann, um eine neue Tour machen zu können. Ich bin froh darüber, gut.

Ich versuche nicht, die Welt zu beherrschen. Wenn ich zwischendurch ein paar neue Kunden auftreibe, gut, aber allein die Vorstellung, meinen Stil zu ändern, damit ich mich wie Foreigner anhöre – was alle anderen ja schon tun – nur damit man mich im Radio spielt – da kommt mir das verdammte Kotzen!"

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